"Riesen-Vorteil" in der Steiermark

Den 70. Geburtstag feiert SPAR in der Steiermark-Zentrale mit einer 50-Millionen-Euro-Investition. Wir haben mit Christoph Holzer, Geschäftsführer von SPAR Steiermark und Südburgenland, über Regionalität und verändertes Kaufverhalten in Zeiten hoher Inflation gesprochen – und darüber, wo noch gebaut werden soll.

"Riesen-Vorteil" in der Steiermark

Den 70. Geburtstag feiert SPAR in der Steiermark-Zentrale mit einer 50-Millionen-Euro-Investition. Wir haben mit Christoph Holzer, Geschäftsführer von SPAR Steiermark und Südburgenland, über Regionalität und verändertes Kaufverhalten in Zeiten hoher Inflation gesprochen – und darüber, wo noch gebaut werden soll.

Mit 70 Jahren sind Menschen längst im Pensionsalter. Bei SPAR sieht es in der Steiermark mit 70 nicht nach Ruhestand aus, wie man an der Baustelle in der Zentrale sieht. Was haben Sie vor?
Die Handelstradition der SPAR-Gründungs­familien geht sogar viel weiter als 70 Jahre zurück. In der Steiermark machen wir uns zum Jubiläum selbst ein Geschenk mit der umfassenden Erweiterung unseres Lagers, wo wir insgesamt mehr als 50 Millionen Euro investieren. Mit der neuen Lagerhalle – sie ist 9.000 Quadratmeter groß, geht 11 Meter in die Tiefe und 17 Meter in die Höhe und enthält eine Regalanlage der Firma Knapp – sind wir für die nächsten Jahre für alle logistischen Herausforderungen sehr gut gerüstet.

Welche Rolle spielt künstliche Intelligenz?
Eine lernende Software haben wir seit vielen Jahren. Etwa bei der Mengenfindung, sobald in einer Filiale eine gewisse Warenschwelle erreicht ist, wird ein automatisierter Bestellvorgang in der Zentrale ausgelöst.

Zur DNA von SPAR gehört ja, dass rund die Hälfte der Standorte eigene SPAR-Filialen sind, die andere Hälfte von selbstständigen Kaufleuten betrieben wird. Bleibt es dabei?
Auf jeden Fall. Wir sehen, dass unsere selbstständigen Kaufleute vor allem in den Regionen ganz besondere Leistungen erbringen, intensiv bei den Kunden sind. Die Bezeichnung Trumpf-Ass trifft es ganz gut.

Apropos Regionen: Wie viel Steiermark passt denn in die Regale von SPAR?
Wir haben in der Steiermark einen Riesen-Vorteil, weil wir von Milch über Fleisch bis hin zu Obst, Gemüse und hervorragendem Wein alles abdecken können. Die Zusammenarbeit mit regionalen Produzenten hat es bei uns von Anfang an gegeben. Mit dem EU-Beitritt gab es überall einen Internationalisierungsschub. In der Coronaphase hat Regionalität geboomt. Aktuell sind die Kunden wieder stärker preissensibilisiert.

Hat Regionalität unter den zuletzt hohen Inflationsraten leiden müssen?
Es gab da und dort Verlagerungen von regionalen Produkten hin zum Preis-Einstiegssegment, aber Regionalität ist zum Glück nicht unter die Räder gekommen. Wir werden die Fläche, die regionalen Produkten zur Verfügung steht, noch ausbauen. 

Wer muss beim  Ausbau der regionalen Produktion Taktgeber sein? Der Handel oder die Produzenten selbst?
In der Landwirtschaft gibt es jetzt viele junge Leute, die hohe Innovationsbereitschaft und den Willen haben, sich breiter aufzustellen. Dafür braucht es dann den regionalen Partner, der ihnen die Ware abnimmt und zum Kunden bringt. Das sehen wir als unsere Aufgabe. Wir arbeiten aber auch gemeinsam mit Lieferanten und sagen, probieren wir mal was aus.

Wie beim Vulkanland-Duroc-Fleisch. Aber zahlen Kunden dann für mehr Tierwohl?
Mühlenhof-Duroc und Vulkanland-Duroc sind Erfolgsgeschichten. Das sind Schweinefleisch-Qualitäten, wo man Geschmack und Genuss wieder neu erlebt. Manche Produkte können wir schon österreichweit liefern. 

Wie schwierig ist es geworden, Fleisch und Bier nicht in Aktion anzubieten?
Die Österreicher sind starke Aktionskäufer und die Steiermark war traditionell immer vorne dabei. Wir verkaufen Fleisch und Bier schon noch außerhalb der Aktion, aber Österreich ist ein Land der Schnäppchenjäger. Im Gegensatz zu Deutschland, wo der Dauer-Tiefpreis viel wichtiger ist. Deshalb bilden auch die Preisvergleiche zwischen beiden Ländern nie die Realität ab.

SPAR Steiermark nimmt heuer 100 neue Lehrlinge auf. Sind diese in Zeiten wirtschaftlicher Rezession wieder leichter zu finden?
Wir stellen jetzt nicht mehr nur zu einem bestimmten Tag neue Lehrlinge ein, sondern das ganze Jahr über. Es gibt auch Schulabbrecher, die sich für eine Lehre entscheiden. Wir haben tolle Beispiele, von jungen Leuten, die nach der Lehre mit 21 Jahren die Marktleitung übernehmen, da sprechen wir vom Management mittelgroßer Unternehmen. Wichtig ist, dass die jungen Menschen Interesse für Lebensmittel und vor allem für Zusammenarbeit mit Menschen aufbringen. 

Österreich diskutiert über Teilzeitarbeit. Wie sieht es bei SPAR aus?
Der Handel ist stark weiblich. Es ist in Österreich vielfach noch so, dass Kinderbetreuung eine stärkere weibliche Komponente hat. Wir haben viele Mitarbeitende, die hohes Interesse haben, Teilzeit zu arbeiten. 

Baut SPAR zum 70. Geburtstag das Händlernetz noch aus?
Im Großraum Graz, wo Zuzug stattfindet und neue Stadtteile entstehen, schauen wir natürlich, neue Standorte etablieren zu können. Im ländlichen Raum geht es um Modernisierungen, manchmal bieten Infrastruktur-Vorhaben der Gemeinden die Chance zu Standortverlagerungen, wie aktuell in Heimschuh. Aber insgesamt sind wir eine wachsende Bevölkerung. Also wird sich immer etwas tun. 

257 SPAR-Standorte gibt es aktuell in der Steiermark, weitere 16 im Südburgenland. 123 Standorte sind Filialen von SPAR, 138 werden von selbstständigen SPAR-Kaufleuten betrieben, darüber hinaus gibt es 12 INTERSPAR-Standorte. 7.810 Mitarbeitende (davon 336 Lehrlinge) sind bei SPAR Steiermark und Südburgenland beschäftigt.
333 steirische Produzenten liefern 4.000 Produkte an SPAR.
www.spar.at